Mein Schwarm
In meinen Gedanken so warm
kreist sein Nam'
Sein Gesicht ein Bild
lächelt mild
in Kopf und Herz
mit süßem Schmerz
Mein Schwarm
Fabienne lag auf einer Decke im lichten Schatten einer großen Platane. Sie kaute auf dem Ende ihres Bleistifts und überlegte, wie die zweite Strophe beginnen könnte. Vor sich aufgeschlagen hatte sie die aktuelle Ausgabe der InTouch. Sie stützte ihr Gesicht auf ihre Hände und schaute verträumt auf ein Bild von Chris Patterson. „Ach Chris“ murmelte Fabienne vor sich hin und räkelte sich wohlig auf der Decke. „Wir beide. Wir wären sowas von das absolute Traumpaar.“ Die Sonne flimmerte durch die Blätter und sie sah eine Wolke Sommermücken durch die Luft wirbeln. „Schwärmende Schwärme schwärmen im Schwarm“ , grinste sie versonnen. Mit einem lächelnd gehauchten „Chris“ wälzte sie sich wieder auf den Bauch und zückte ihren Bleistift.
Mein Schwarm
Schmetterlinge im Bauch
tanzen wie Rauch
flatternd im Licht
strahlendes Gesicht
wie ein leuchtender Stern
so nah und so fern
Mein Schwarm
Fabienne legte den Stift zur Seite und stützte ihr Gesicht nachdenklich in ihre Hände. Ob sie ihn wohl jemals treffen würde? Wahrscheinlich nicht. Sie seufzte. Doch dann nahm sie erneut die InTouch in die Hand und lächelte das Foto von Chris Patterson verzückt an. ‚Daher kommt das Wort’, dachte Fabienne, ‚dass auf einmal ein Schwarm von Schmetterlingen durch den Bauch fliegt.‘ Er war aber auch wirklich ein Traum. Kein Wunder, dass alles in ihr so kribbelte und krabbelte und sie sich wie eine grinsende Mutation aus rosaroter Zuckerwatte und Luftballons fühlte, wenn sie sein Bild sah. Und wenn sie erst daran dachte, wie er Bella in den den Twilight-Filmen angeschaut hatte. Zum Niederknien. So würde sie von ihm auch gerne angesehen werden. Oder überhaupt von irgendjemanden. Und dabei war er noch so unglaublich stark und Klavier spielte er auch. Sensibel und männlich in einem – der Wahnsinn! Fabienne seufzte tief auf, drehte sich auf den Rücken und schloss für einen Moment die Augen, die Zeitschrift mit dem aufgeschlagenen Bild von Chris Patterson über ihr Gesicht gelegt.
Schwärmerei, die: euphorische Begeisterung für eine Person, die sich in Bewunderung, Verehrung und/oder romantischen Gefühlen äußert. Dabei ist die Schwärmerei vorübergehender und kurzfristiger Natur und gilt als eine leichte Form der Verliebtheit. In seiner Wortherkunft stammt die Schwärmerei von dem unsteten, schwirrenden, brausenden Schwarmvehalten der Insekten. Synonym dazu wurde das Wort ‚Schwärmen‘ zunehmend für sich ähnlich verhaltende Gedanken und Gefühle gebraucht und galt schließlich auch als Ausdruck für eine enthusiastische Verehrung.
Auf einmal ragte ein Schatten über Fabienne auf und sie hörte die spöttische Stimme ihrer älteren Schwester: „Na, knutscht du wieder mit 'ner Zeitschrift rum?“
Fabienne verzog unter der Zeitschrift wütend das Gesicht. Und weil sie sie einfach dort liegen ließ, klang es etwas dumpf als sie zischte: „Hau ab, Jana!“ Aber Jana ging nicht, sondern studierte stattdessen neugierig das Cover der Zeitschrift. „Ach, es ist dieser Vampir-Typ Edward, richtig? Und – lass mich raten – du passt viel besser zu ihm als Bella. Er weiß es nur noch nicht, oder? Edward und Fabienne. Liebe für immer. Wie romantisch!“ Janas Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen und ihre Augen funkelten. Da riss sich Fabienne abrupt die Zeitschrift vom Gesicht und fauchte: „Was machst du eigentlich hier? Du hast doch eine eigene Wohnung.“
„Ja, aber ich habe nicht so einen schönen Garten wie unsere Eltern“ , sagte Jana und ergänzte dann in einem versöhnlichen Ton: „Ich mein' es ja nicht böse. Ich finde nur, du solltest dir mal jemanden aussuchen, der nicht so unerreichbar ist.“
„Hah“ , höhnte Fabienne. „Du hast doch selber keinen Freund.“
Jana wurde ein wenig rot, streckte dann aber stolz ihr Kinn vor und sagte: „Na und. Andi sagt, ich bin zum Anbeißen. Ich könnte also jederzeit einen Freund haben, wenn ich wollte.“
Fabienne blickte ihre große Schwester kritisch an. „Sag mal, warum bist du eigentlich nicht mit 'deinem Andi' zusammen?“
Jana zuckte leicht zusammen und murmelte dann: „So ein Quatsch! Ich und Andreas. Wir sind nur Freunde. Kumpels. Arbeitskollegen. Sowas. Jedenfalls nichts Romantisches. Außerdem hab ich da schon jemanden im Blick. Ist nur eine Frage der Zeit. Mach mal Platz da.“
Jana quetschte sich neben Fabienne auf die Decke und starrte dann eine Weile gemeinsam mit ihr in den Himmel.
„Also ich finde den Werwolf-Kerl ja viel schärfer“ , sagte Jana nach einer Weile grinsend.
Fabienne grinste zurück und antwortete dann in einem schmachtenden Tonfall: „Ach ja, Taylor Lautner ... Der ist auch nicht schlecht. Diese Muskeln und die dunklen Haare. Und diese Lippen erst. Findest du nicht auch, dass er einen richtig sinnlichen Mund hat?“ In dem Moment entdeckte Jana neben sich die Gedichtstrophen, die Fabienne verfasst hatte. Sie griff sich mit einem verschlagenen Grinsen den Stift, überlegte kurz und kritzelte dann schnell ein paar Zeilen dazu. „Hey“ , rief Fabienne. „Das ist privat. Gib' das sofort her!“ Dann las sie, was Jana geschrieben hatte und lachte auf:
Mein Schwarm
hat Muskeln am Arm'
n'bisschen viel Fell
aber das hält ja warm
als Wolf ist er arm
hat dafür viel Charme
ich steh auf so'n Kram
Mein Schwarm
Plötzlich näherten sich Schritte und als die Schwestern nach oben schauten, sahen sie die hochgewachsene Gestalt von Andreas auf sie zukommen. „Hallo die Damen“, sagte er und lächelte sie mit einem schiefen Grinsen an. Dann wandte er sich an Jana: „Ich hab' mir gedacht, dass du bei dem schönen Wetter hier bist und deine Mutter hat mich freundlicherweise in den Garten gelassen. Was ist, hast du Lust auf ein spontanes Schönwetterprogramm? Ich hätte Lust auf Kanufahren und Eisessen.“ Während Jana und Andreas sich miteinander absprachen, starrte Fabienne wie hypnotisiert hoch zu Andreas. Dieses markante Gesicht, die sportliche Figur und diese Ausstrahlung erst. Der. Absolute. Traumtyp! Schließlich stieß sie Jana mit dem Ellbogen in die Seite und flüsterte ihr ins Ohr: „Sag' mal, hast du vielleicht ein Foto von 'deinem Kollegen', das du mir überlassen könntest?“ Jana drehte sich entgeistert zu ihrer kleinen Schwester um, die sie mit klimpernden Wimpern und verzücktem Gesichtsausdruck angrinste und musterte sie mit gerunzelter Stirn. „Du bist wirklich unmöglich“, sagte Jana dann kopfschüttelnd und lachte.
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Andreas zuckte mit den Schultern. „Wieso? Die sieht doch ganz nett aus.“
„Ja, eben. NETT. Nett ... wie ...
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