Mit der zunehmenden Digitalisierung unserer Lebenswelt wurden die Dinge, die wir gleichzeitig taten, immer mehr. Es wurde so normal, mehrere Sache auf einmal zu tun, dass man sogar ein Wort dafür fand, das bezeichnenderweise aus der Computerbranche stammt: Multitasking. Und die Frauen – manchmal sind wir auch echt doof – nutzten das, um sich gegenüber den Männern zu profilieren. Wir Frauen können gleichzeitig einen Säugling stillen, dabei einem anderen Kind zuhören, telefonieren, zusätzlich Mails checken, kochen, denken, atmen ... Warum zur Hölle finden wir das cool? Das schreit doch geradezu danach, sich bis zur völligen Erschöpfung zu verausgaben, ständig gestresst zu sein und sich nie wirklich 100prozentig auf eine Sache konzentrieren zu können. Zum Teufel damit. Es lebe das Singletasking!
Mach's richtig und bleib jung
Schluss mit diesem Alles-auf-einmal-und-in-Rekordzeit-Tun! Haben Forscher nicht unlängst festgestellt, dass der Stress des Multitaskings einen schneller altern lässt? Und das – liebe Frauen – ist dann bei allem Profilierungsbedürfnis doch wieder nicht in unserem Interesse, oder? In diesem Sinne sollten wir unbedingt wieder lernen, eine Sache zur Zeit zu tun.
Als mein großer Sohn noch ganz klein war, habe ich mal ein Buch aus dem großartigen Ökotopia-Verlag zum Thema "Langsamkeit" gekauft. Ein Lied daraus hat uns für mehrere Jahre begleitet, nämlich immer dann, wenn der Multitasking-Virus Gefahr lief, einen wieder zum nervösen Wrack mutieren zu lassen. Der Refrain in einem wunderbar getragenen Rhythmus lautet: "Eines nur machen von all den Sachen, eines richtig, eines gut..." Genau. Problem des Multitaskings – außer dass es uns schneller schrumpelig und senil werden lässt – ist nämlich auch, dass die zehn Sachen, die wir alle auf einmal tun, nicht so gut werden wie sie werden könnten. Es ist gar nicht möglich, dass etwas, dem wir uns nur mit dem Bruchteil unserer Aufmerksamkeit widmen, genauso gut gelingt, wie etwas, dem wir unsere volle Konzentration schenken. Wie sollte das auch funktionieren?
Weniger ist mehr
Natürlich schaffen wir mit Singletasking quantitativ weniger. Aber ist das wirklich so schlimm? Wenn wir lernen Prioritäten zu setzen, ist dieses Weniger durchaus ein Gewinn. Und zwar sowohl für unsere Lebensqualität als auch für das Niveau unserer Arbeit. Singletasking fordert uns dazu auf, uns zu entscheiden: Was ist uns wichtig? Nicht umsonst ist der Zen-Meister-Spruch: "Man kann Zeit nicht managen, man kann nur Prioritäten managen" einer meiner absoluten Satzhöhepunkte.
Also ... was hat Priorität? Dabei müssen wir gar nicht in so abstrakten Kategorien wie Beruf und Familie denken. Umso konkreter, umso besser. Wir können unsere Prioritäten auch auf bestimmte Zeiträume beschränken oder versuchen, verschiedene Prioritäten zu verbinden. Mir ist wichtig, dass das Haus ordentlich aussieht, aber noch wichtiger ist mir Zeit mit meinen Kindern? Warum räume ich dann nicht gemeinsam mit den Kindern auf und mache ein Spiel draus? Wir räumen alle Sachen weg, die in die Küche gehören – wer ist am schnellsten? Und wenn das nicht funktioniert? Na, dann lassen wir einfach mal fünfe gerade sein, schieben das Chaos nonchalant mit dem Fuß aus dem Weg, machen einen Ausflug, kuscheln, spielen oder was auch immer. Natürlich müssen wir auch Prioritäten berücksichtigen, die uns von außen aufgeladen werden: Geld verdienen, Fristen einhalten, Aufträge abliefern, sich für Kinder-Events, Schule etc. engagieren ... Aber die können wir hinterfragen, begrenzen, in ihre Schranken verweisen. Je bewusster man sich diesen ganzen Multitasking-Kram und Leistungs-Wahnsinn macht, umso mehr fällt einem die Entscheidung zum Singletasking leichter.
Erkenntnis ist der erste Schritt
Ja ... die Erkenntnis, die ... Auch mich hat sie jüngst überfallen und mir die Augen dafür geöffnet, dass ich mich langsam aber sicher im Multitasking-Dschungel verirre. Und weil ich aus aus diesem 'ersten Schritt' nun Konsequenzen ziehen muss ... möchte ... werde..., geht Wortopolis in eine ausgedehnte schöpferische Pause. Meine Priorität beim Schreiben liegt derzeit eher bei meinen belletristischen Projekten und beim Geld-Verdienen. Ich möchte nächstes Jahr noch einen Roman (für Erwachsene) veröffentlichen und auch ein Kinderbuch. Daher muss ich mir überlegen, wie ich Wortopolis so gestalten kann, dass der zeitliche Aufwand der entsprechenden Priorität entspricht. Stunden- und tagelange Recherchen für ein Thema fallen da erstmal weg. Dafür kommt Wortopolis dann mit einem durchdachten Konzept und neuem Spaß an der Sache zurück!
Und jetzt ihr! Was fällt bei euch weg? Macht Klarschiff auf eurer Prioritätenliste und zieht entsprechende Konsequenzen. Ihr könnt das!
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